Hilfstransport 2016
14. Hilfstransport Enniger- Rumänien // Reisebericht von Marcel Sinn und Jonas Licht
Wegschauen nützt nichts, also schauen wir hin und packen mit an!
Unter diesem Motto traten wir, die roten Engel, erneut unsere Reise nach Rumänien an. Nach dem Beginn im Jahr 1992 war dies bereits der 14. Hilfstransport. Eine solche Reise auf die Beine zu stellen bedarf einer zweijährigen harten Vorbereitung. In der es darum geht Spendengelder zu sammeln, ob durch ihre Beiträge, das Kinderkarussell, dem Weihnachtsmarkt oder dem diesjährig erstmals wieder stattgefundenen Tag der offenen Tür bei Agrarflug Helilift. Vor allem aber in den letzten Tagen vor der Abfahrt sind Rudolf Fissahn, Reinhard Kottlarz, Hubert Gersmann und viele ehrenamtliche Helfer rund um die Uhr damit beschäftigt, wenn es darum geht gespendete Betten abzuholen, Kleidung zu verpacken, LKWs zu beladen oder vieles mehr zu organisieren.
Das Ergebnis dieser Arbeit sieht man letztendlich, wenn die LKWs alle 2 Jahre startbereit an der Mauritiusstraße stehen, um ihre Hilfe nach Rumänien zu bringen. Am Freitag, den 22. April, war es nach der neuen Uhr der Volksbank Enniger Punkt 17:00 Uhr, als sich der Konvoi auf den 2400 km langen Weg nach Tulcea machte. Zahlreiche Ennigeraner waren gekommen, um uns zu verabschieden und eine sichere Reise zu wünschen. Bestehend aus einem Wohnmobil als Führungsfahrzeug, besetzt mit dem Chef der ganzen Organisation Rudolf Fissahn, unserem Koch Reinhard Kottlarz, dem sehr wichtigen Getränkelieferanten Torsten Tovar und uns den Jungspunden Marcel Sinn und Jonas Licht. Zwei der LKWs, bereitgestellt von Deltrans mit Geschäftsführer Wolfgang Bönisch, waren besetzt durch Wolfgang Bönisch selbst, Dieter Fiehe, Torsten Focke und Horst Stickl. Ein dritter LKW, der noch kurzfristig organisiert werden musste aufgrund der Menge der Güter, kam von Paul Horstmann Beckum. Das schon etwas in die Jahre gekommene Fahrzeug wurde von einer dementsprechend passenden Generation, in Form von Dominik Fissahn und Andreas Hanskötter, besetzt. Insgesamt hatten wir 68 t Ladung dabei. Diese bestand beispielsweise aus Grundnahrungsmitteln, wie Mehl, Nudeln oder Bohnen. 6000 Kleidungsstücken, die von der Firma Bruno Kleine aus Marienfeld gespendet wurde. 1,5 t Babynahrung, bereitgestellt durch die Firma Hipp. Sowie 50 Krankenbetten für Erwachsene und Brutkästen für Neugeborene, gestiftet vom Franziskus Hospital Münster und dem Josef Hospital Greven. Aus dem auch 2 große Sterilisationsanlagen für OP Zubehör für den guten Zweck zur Verfügung gestellt wurden. Die Reise führte uns zunächst durch Deutschland hin zur Grenze, die wir bei Passau überquerten. An Großstädten, wie Wien, Linz und Budapest vorbei, gelangen wir nach Rumänien. In den nächsten 900 km erwarteten uns sowohl schöne neugebaute Autobahnen, als auch heruntergekommene, von Schlaglöchern übersäte Landstraßen. Landschaftlich zeigt sich Rumänien, wie beispielsweise die Karpaten zwar von ihrer schönsten Seite, jedoch waren die engen Serpentinen nicht die ideale Strecke für Sattelzüge, so dass reger Funkbetrieb zwischen den Fahrzeugen herrschte. Die Hauptstadt Rumäniens hat uns auch neben den schlechten Straßenverhältnissen das ein oder andere Schweißtröpfchen gekostet. Die vorher gutdurchdachte Planung der Route um Bukarest herum auf einer extra dafür neu gekauften Landkarte, schien perfekt. Allerdings haben die Rumänen wenn es um die Ausschilderung der neuen Straßen geht noch einige Defizite. So wurde die geplante Nordumgehung zur einer Sightseeing Tour quer durch Bukarest. Ein Schild mit einer 7,5 Tonnenbegrenzung haben wir gekonnt übersehen. Beim nächsten Hinweis mit 3,5 t waren wir sogar so zentral, dass wir die Fußgängerzone sehen konnten. Für die LKW Fahrer, deren einzige Sorge eine Unterführung war, war es ein großer Spaß, wie Jonas Licht am Steuer und ich als Navigator, diese Fahrt koordinierten. Da es zum Glück 4 Uhr morgens und der Verkehr sich in Grenzen hielt, endete nach 45 Minuten die für uns ziemlich schweißtreibende Reise. Nach 40-stündiger recht anstrengender Fahrt angekommen, wurde zunächst das Lager aufgeschlagen. Richard Wagner dient uns vor Ort seit Jahren als konstanter Ansprechpartner, so dass eine persönliche und kontrollierte Abgabe der Hilfsgüter stattfinden kann. Dadurch können wir mit einem guten Gewissen die Güter weiter geben und sicher gehen, dass sie da ankommen, wo die Hilfe benötigt wird. In Tulcea und Umgebung sind es vor allem 4 Kinderheime mit circa 350 Kindern und das dortige Krankenhaus, denen die Hilfe zugutekommt. Außerdem wird ein Teil der Ladung dem Bürgermeister übergeben. Dieser wiederum gibt die Hilfsmittel an Leute, die an der Existenz leben und sich kaum Wasser und Brot leisten können. Für einen selber ist das Leben mancher dort kaum vorstellbar, wenn man das selbst nicht einmal gesehen hat. Tugenden, wie Sicherheit, Geborgenheit oder Liebe, wie wir es selber von zu Hause gewohnt sind, treten dort nicht selbstverständlich auf. Besonders imponiert hat uns vor allem, dass wenn wir zum Abladen an das Kinderheim kamen, keiner sich zu Schade war seine Finger schmutzig zu machen. Paletten mit Mehl oder Zement, die vorher per Gabelstapler verladen wurden, mussten komplett per Hand wieder entladen werden. Selbst die kleinsten Kinder packten dabei fleißig mit an. Die Freude, die in den Augen der Kinder zu sehen war, als sie alle ein Willkommensgeschenk bestehend aus einer Tafel Schokolade und Kaugummi bekamen, zeigte uns das all die Kraft, Mühe und die lange Reise es absolut wert waren. Nach drei Tagen, in denen vor Ort viel bewegt und gearbeitet wurde, traten wir die Rückreise in das schöne Enniger an. Wir waren eine lustige und gut harmonierende Truppe, die gut miteinander zurechtkam, in der jeder jedem half. Das nötige Flüssige und das lecker vorgekochte Essen von Spitthöver, die geschmierten Baguettes gaben uns die Kraft, diese Aufgaben zu bewerkstelligen. Wir persönlich waren in einigen Situation den Tränen sehr nahe und man lernt sein Leben, was wir hier in Deutschland führen dürfen, deutlich mehr zu schätzen.Enniger, im September 2016 – Marcel Sinn und Jonas Licht