Hilfstransport 2018
15. Hilfstransport Enniger- Rumänien // Reisebericht von Jonas Licht
„Multumesc mult“ - mit diesen Worten, die auf Deutsch „Vielen Dank“ bedeuten, sind die Anstrengungen und Strapazen der letzten Wochen schnell vergessen und man weiß, dass wieder vieles bewegt wurde und den Menschen vor Ort dadurch geholfen werden konnte.
Mit diesem Ziel vor Augen begann direkt im Anschluss an den letzten Hilfstransport 2016 erneut die zweijährige Vorbereitung zum 15. Hilfstransport ins Donaudelta Rumäniens. Ganz nach dem Motto - „Nach der Reise, ist vor der Reise“. Da eine derartige humanitäre Hilfe großer finanzieller Unterstützung bedarf, begann die Vorbereitung kurz nach dem wir wieder in Enniger waren. Zunächst lag diese darin, Spendengelder zu sammeln, ob durch Ihre Beiträge, das KinderKarusselll, welches auf diversen Veranstaltungen seine Runden drehte, dem Weihnachtsmarkt, auf dem für den guten Zweck fleißig Glühwein und warmer Kakao getrunken wurde und vielen anderen Zuschüssen.
In den letzten Tagen und Wochen beginnt die Anstrengung und der Stress erst richtig. Wenn es darum geht mit den finanziellen Mitteln organisierte Hilfsgüter oder auch gespendete Waren einzusammeln und in der ehemaligen Fleischwarenfabrik Herbort zwischenzulagern, Kleidung zu verpacken und letztendlich die LKWs zu beladen. In diesem Zusammenhang sind vor allem, Hubert Gersmann, Reinhard Kottlarz und Rudolf Fissahn, sowie sporadisch Theo Holtrup, Alfons Kohlstädde, Mauritius Mense, Berni Teckentrup, Theo Schlotmann, Karl- Heinz Tegtmeier, Peter Wagner und noch viele andere ehrenamtlichen Helfer zu erwähnen. Am Freitag, den 20. April, setzte sich der Konvoi bestehend aus einem Wohnmobil, als Navigations- und Verpflegungsfahrzeug, und drei mit insgesamt 68 Tonnen beladenen LKWs um Punkt 17.00 Uhr in Bewegung. Zahlreiche Ennigeranerinnen und Ennigeraner waren gekommen, um uns zu verabschieden und eine sichere Reise zu wünschen. Das Wohnmobil war, wie alle zwei Jahre seit 1992, mit dem Chef der ganzen Organisation Rudolf Fissahn, unserem Koch Reinhard Kottlartz, Thomas Meinberger, und den Altersdurchschnitt deutlich senkenden Marcel Sinn und Jonas Licht besetzt. Die drei LKWs, die uns kostenfrei von Deltrans mit Geschäftsführer Wolfgang Bönisch zur Verfügung gestellt wurden, waren mit alteingesessenen Fahrern, wie Horst Stickl, Dieter Fiehe, Dominik Fissahn, Torsten Focke, besetzt. Komplettiert wurde die Mannschaft durch Christian Westkämper, Günter Fischer und Mario Oynhausen, die nach Jahren der Abwesenheit und der Erholung ihr Comeback im Konvoi feierten. Insgesamt hatten wir in diesem Jahr 68 t Ladung dabei. Diese bestand beispielsweise aus Grundnahrungsmitteln, wie Mehl, Nudeln oder Bohnen. Kleidung, die seit vielen Jahren von der Firma Bruno Kleine aus Marienfeld gespendet wird und von circa 20 ehrenamtlichen Frauen nach Größe sortiert und in Kartons verpackt wird. 44 Pflegebetten, Rollstühle, Rollatoren und Kücheneinrichtung, wie Warmhalteboxen, Aufschnittmaschinen oder Brotmaschinen, kamen vom St. Josef-Stift in Sendenhorst mit Herrn Gassmüller als Ansprechpartner. Noch dazu hatten wir weitere 43 Krankenbetten dabei, vermittelt von unserem Mitbürger Lui Demski, die vom Franziskus Hospital Münster gespendet wurden. Aber auch viele weitere Hilfsgüter, wie Fahrräder, Mikrowellen, Polstergarnituren, Tische und Vieles mehr gehörten zu der zweiseitigen Ladeliste in einem Gesamtwert von etwa 150.000 €. Die Strecke von rund 2400 km führte uns zunächst quer durch Deutschland hin zur Grenze, die wir bei Passau überquerten. An Großstädten, wie Wien, Linz und Budapest vorbei, gelangten wir ohne große Verzögerungen nach Rumänien. Dort haben sich die Straßenverhältnisse seit der letzten Reise vor 2 Jahre nicht groß verändert. Auf der einen Seite gibt es die durch Fördergelder neugebaute Autobahnen, wo sich das Schlafen für die Beifahrer als durchaus angenehm darstellt, auf der anderen die von Schlaglöchern übersäten Landstraßen der Karpaten, auf denen man sich eher wie auf einer Rüttelplatte fühlt. Letztendlich erreichten wir nach 40-stündiger anstrengender Fahrt, vielen Fahrerwechseln und ohne Komplikationen rund um Bukarest, Tulcea. Richard Wagner dient uns weiterhin vor Ort als konstanter Ansprechpartner, so dass eine persönliche und kontrollierte Abgabe der Hilfsgüter stattfinden kann. Dadurch können wir mit einem guten Gewissen die Güter weitergeben und sicher gehen, dass sie da ankommen, wo die Hilfe benötigt wird. In Tulcea und Umgebung sind es vor allem 4 Kinderheime mit circa 350 Kindern und dieses Jahr erstmals das Krankenhaus in Macin, denen die Hilfe zu Gute kam. Außerdem wurde ein Teil der Ladung dem Bürgermeister übergeben. Dieser wiederum gibt die Hilfsmittel an Leute, die am Existenzminimum leben und sich kaum Wasser und Brot leisten können. Für einen Selber ist das Leben mancher dort kaum vorstellbar, wenn man das nicht einmal gesehen hat. Tugenden, wie Sicherheit, Geborgenheit oder Liebe, wie wir es selber von zu Hause gewohnt sind, treten dort nicht selbstverständlich auf. Wenn wir, die roten Engel, mit den LKWs am Kinderheim ankommen, sind alle bereits ganz aufgeregt und gespannt, welch tolle Sachen wir dieses Jahr mitgebracht haben. Mit gemeinsamen Kräften werden die Sattelzüge, die vorher per Gabelstapler beladen wurden, per Hand wieder entladen. Selbst die Kleinsten packen dabei fleißig mit an. Ein persönliches Geschenk für jedes Kind bestehend aus Schokolade, Kaugummi und einem neuen Paar Turnschuhe ließ die Augen der Kinder ganz groß werden. Besonders bewegend war die Anprobe der Turnschuhe im Kinderheim für geistig und körperlich behinderte Kinder. Und auch die gespendeten Fußbälle, fanden sofort Ihre Abnehmer, sodass es kurzerhand sogar zu einem deutsch- rumänischen Fußballspiel kam. Das Krankenhaus, dem ebenfalls Hilfsgüter zu Gute kamen, ist mit deutschen Hospitälern nicht vergleichbar und die dort herrschenden Verhältnisse nicht vorstellbar. Ein Beispiel, um die Notwendigkeit der Hilfe zu verdeutlichen, stellten allein die Krankenbetten dar, die lediglich aus einem Holzgestell und einer Styroporplatte als Unterlage bestanden. Mit den von uns gespendeten Pflegebetten und Krankenhausbetten haben die Patienten nun eine weitaus komfortablere Art, um sich von Ihren Krankheiten zu erholen. Sehr beeindruckend war die Hilfsbereitschaft der Bürger aus Macin, die sich nicht zu schade waren, die knapp 100 Betten mit abzuladen. Selbst der Bürgermeister packte fleißig mit an. Als Dank für die nahezu komplett neue Einrichtung wurden wir im Anschluss von der Chefin des Krankenhauses zu einem schönen und eigens für uns zubereitetem Essen, welches für die Einheimischen ein wahrliches Festmahl darstellte, eingeladen. Noch dazu bekam jeder der Roten Engel ein kleines Care Paket bestehend aus einheimischen Leckereien. Am letzten Tag vor der Abreise kam uns der Bürgermeister von Tulcea inklusive Presse in unserem Camp besuchen. Dieser bedankte sich persönlich für die 26- jährige Hilfe und Unterstützung der Bürger. Ein anschließendes Interview wurde in der örtlichen Zeitung veröffentlicht. 2018 Nach insgesamt drei heißen Tagen, in denen vor Ort viel bewegt und gearbeitet wurde, traten wir letztendlich unsere Rückreise an. Wir waren mal wieder eine gut harmonierende Truppe, in der der Spaß nicht zu kurz kam und so manches T-Shirt nicht trocken blieb. Doch auch wenn wieder viel geschafft wurde und es sehr bewegend war, wie gerührt und dankbar die Menschen vor Ort für unsere Hilfe waren, gibt es noch viel zu tun. Und so befinden wir uns schon wieder inmitten der Vorbereitungen für den nächsten Transport im Jahr 2020. Ganz nach dem Motto „Nach der Reise - ist vor der Reise“Enniger, im Oktober 2018 – Jonas Licht